Wie Sie mit Job-Crafting Beruf und Pflege besser vereinbaren

Tipps für Arbeitgeber

02.09.2024|Basiswissen

Immer mehr Mitarbeitende stehen vor der Herausforderung, ihre beruflichen Aufgaben mit der Pflege von Angehörigen zu vereinbaren. Wenn ein Angehöriger plötzlich betreuungs- oder pflegebedürftig wird, beispielsweise durch einen Schlaganfall, Sturz oder Unfall, spricht man von einer ungeplanten Vereinbarkeitssituation.
Wenn absehbar ist, dass Pflegeverantwortung auf Mitarbeitende langsam zukommt, bietet Job-Crafting eine Möglichkeit, proaktiv und strategisch Job und unter einen Hut zu bringen. Diese Methode bringt Vorteile für beide Seiten: das Unternehmen und den Mitarbeitenden. Doch bevor wir uns ansehen, wie Sie als Arbeitgeber Ihre Mitarbeitenden unterstützen können, werfen wir einen Blick darauf, was Job-Crafting eigentlich bedeutet.

Was ist Job-Crafting?

Job-Crafting beschreibt die aktive Gestaltung und Anpassung des eigenen Arbeitsplatzes und der Arbeitsaufgaben durch die Mitarbeitenden selbst. Statt starr an vordefinierten Stellenbeschreibungen festzuhalten, können Beschäftigte ihre Aufgaben, Beziehungen und Wahrnehmungen so gestalten, dass sie besser zu ihren Bedürfnissen, Stärken und Werten passen. Besonders für pflegende Beschäftigte bietet Job-Crafting enorme Vorteile.

Die drei Stellschrauben des Job-Craftings

1. Aufgaben-Crafting (Was)

Mitarbeitende analysieren ihr Aufgabenfeld und überlegen, wie Umfang, Art oder Anzahl der Aufgaben verändert werden können. Fragen wie „Auf welche Aufgaben möchte ich mich konzentrieren, um Beruf und Pflege besser zu vereinbaren?“ oder „Welche Aufgaben möchte ich delegieren, reduzieren oder neu übernehmen?“ helfen dabei, den Arbeitsalltag zu optimieren. Der Clou dabei: Der pflegende Beschäftigte macht diesen ersten Schritt im stillen Kämmerlein für sich, bevor er mit seiner Führungsperson spricht.

2. Beziehungs-Crafting (Mit wem)

Beschäftigte gestalten ihre beruflichen Beziehungen neu. Sie fragen sich: „Wer unterstützt mich in meiner aktuellen Situation besonders?“ oder „Wo möchte ich den Kontakt innen und außen reduzieren?“ Schon die Übergabe eines schwierigen Kunden an eine Kollegin kann den Stress verringern und Energie für die Pflegeaufgabe freisetzen. Ein Pflege-Café im Unternehmen könnte ebenfalls ein wertvoller Austauschort sein.

3. Kognitives Crafting (Welche Haltung)

Hier geht es darum, die eigene Einstellung zur Arbeit zu reflektieren:„Inwiefern ist Ihr Job eine wertvolle Ressource in Ihrer jetzigen Lebenssituation? Welche Kraft schöpfen Sie daraus?“
Indem Sie den Fokus auf die sinnvollen Aspekte Ihrer Arbeit legen, können Sie eine positivere Einstellung entwickeln und die Bedeutung Ihrer Erwerbstätigkeit auch in der Pflegevereinbarkeitsphase bewusst erhalten.“

Wie können Sie als Arbeitgeber Job-Crafting gezielt fördern?

Arbeitgeber spielen eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, Job-Crafting erfolgreich im Unternehmen zu etablieren. Hier sind einige Maßnahmen, wie Sie Ihre Mitarbeitenden unterstützen können, ihren Job proaktiv zu gestalten und Pflegeverantwortung erfolgreich zu managen:

1. Frühzeitige Gespräche und Planung

Sobald absehbar ist, dass ein Mitarbeitender Pflegeverantwortung übernehmen wird, sollten Sie das Gespräch suchen. Erklären Sie ihm das Konzept des Job-Craftings und motivieren Sie zur Reflektion der eigenen Arbeitsaufgaben. Gemeinsam können Sie dann Anpassungen besprechen, um Aufgaben flexibel zu gestalten oder zu delegieren.

2. Flexible Arbeitszeitmodelle

Flexible Arbeitszeiten, Home-Office und Vertrauenszeit sind essenzielle Elemente des Job-Craftings. Prüfen Sie, welche Modelle in Ihrem Unternehmen umsetzbar sind, um pflegende Mitarbeitende zu entlasten, ohne dass die Arbeitsleistung leidet.

3. Unterstützung bei der Beziehungsgestaltung

Eine Unternehmenskultur, die auf Vertrauen und Unterstützung basiert, fördert das Job-Crafting erheblich. Ermutigen Sie Ihre Mitarbeitenden, ihre Teamarbeit aktiv zu gestalten und Netzwerke aufzubauen, die den Austausch und die gegenseitige Unterstützung ermöglichen.

4. Förderung des Mindsets

Ermutigen Sie Ihre Mitarbeitenden, ihre Arbeit neu zu betrachten und tieferen Sinn darin zu finden. Dies kann durch die Entwicklung neuer Projekte oder die Anpassung von Rollen geschehen, so dass die Arbeit als wertvoller empfunden wird – selbst in herausfordernden Phasen.

5. Schulung und Sensibilisierung von Führungskräften

Führungskräfte sollten die Prinzipien des Job-Craftings verstehen und fördern können. Bieten Sie Schulungen an, die ihnen zeigen, wie sie ihre Teams unterstützen und pflegende Mitarbeitende gezielt entlasten können. Sensibilisieren Sie sie für die Bedürfnisse pflegender Mitarbeitender, um ein unterstützendes Umfeld zu schaffen.

Mit Job-Crafting Beruf und Pflege besser vereinbaren

Job-Crafting ist ein Werkzeug, Schritt für Schritt wichtige Änderungen vorzunehmen, um pflegenden Mitarbeitenden den Spagat zwischen Beruf und Pflege zu erleichtern. Durch gezielte Maßnahmen können Arbeitgeber nicht nur die Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeitenden steigern, sondern auch eine nachhaltige Unternehmenskultur fördern. Mit den richtigen Strategien schaffen Sie ein Arbeitsumfeld, das genau die Flexibilität und Unterstützung bietet, die Ihre Beschäftigten in herausfordernden Zeiten benötigen.

Kennen Sie schon unsere Broschüre „Vereinbarkeit von Beruf & Pflege – Informationen für Arbeitgeber und pflegende Beschäftigte“? Hier finden Sie wertvolle Tipps zur Entwicklung eines pflegesensiblen Unternehmens, Selbsteinschätzungsbögen und Daten & Fakten. Können Sie hier herunterladen.

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    • Bianca Heep

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