Unpaid Care Work: Dieser "Arbeitgeber" macht private Fürsorge-Arbeit sichtbar!

16.05.2024|Aktuelles

Lücke im Lebenslauf?

„Sie haben eine Lücke im Lebenslauf?“, fragt der Personaler. „Ja, war super.“, lautet die Antwort der sich bewerbenden Person.

Die Reaktion auf Lebensläufe, die nicht geradlinig sind, unterscheidet sich in der Arbeitswelt deutlich von diesem Witz. Bisher haben Eltern und pflegende Angehörige ihre Care-Arbeit im Lebenslauf – aus Angst vor negativen Reaktionen seitens potenzieller Arbeitgeber – oft nicht erwähnt. Auch Mitarbeitende im Unternehmen verschweigen manchmal aus Angst vor Nachtteilen,  dass sie private Fürsorge leisten.
Aber ist diese Haltung angesichts des Fachkräftemangels noch zeitgemäß? Sollten wir nicht eine Kultur ermöglichen, in der man offen über dieses Thema sprechen kann?

Die Initiative Unpaid Care Work, ein fiktives Unternehmen auf LinkedIn, möchte genau das ändern. Das Ziel dieser Initiative ist es, die unsichtbare Arbeit von Eltern und pflegenden Angehörigen sichtbar zu machen. Die Gründerin, Franziska Büschelberger, Analystin und alleinerziehende Mutter, hat mit ihrem Aufruf, Betreuungsarbeit im Lebenslauf zu erwähnen, einen breiten Diskurs angestoßen.
Mittlerweile haben sich über 10.000 „Beschäftigte“ dieser Initiative angeschlossen, was dieses fiktives Unternehmen zum größten Arbeitgeber auf Linkedin macht. Verrückt? Nein, sicher nicht.

Laut einer Studie des Wirtschaftsinstituts Prognos hat die Kinderbetreuung und Angehörigenpflege einen gesellschaftlichen Wert von 1,2 Billionen Euro. Zum Vergleich: Das deutsche Bruttoinlandsprodukt betrug in 2021 3,6 Billionen Euro. (Quelle: https://www.prognos.com/sites/default/files/2024-02/240227_Prognos_Der%20unsichtbare%20Wert%20von%20Sorgearbeit.pdf).

Welche Kompetenzen entwickeln Eltern und pflegende Angehörige?

Neben diesem gesellschaftlichen Beitrag, den Eltern und pflegende Angehörige leisten, entwickeln sie bei der privaten Fürsorge neue Talente. Welche das sein können, weiß jeder, der sich aktuell oder in der Vergangenheit um Angehörige gekümmert hat. „Ausbilden, Betreuen, Motivieren, Trösten, Zuhören, Organisieren, Kochen, Einkaufen, Waschen“ gehören auf jeden Fall dazu.

Oder anders formuliert: Arbeitnehmende entwickeln in dieser herausfordernden Zeit soziale Kompetenzen oder sogenannte „soft skills“ wie Flexibilität, Empathie, Kommunikationsfähigkeit, Kreativität und Zeitmanagement. Persönliche Fähigkeiten und Eigenschaften, die in Stellenanzeigen immer wieder aufgezählt werden und in der Arbeitswelt eine große Rolle spielen.
Aus Arbeitgebersicht lohnt sich daher, diese Personen in Vorstellungsgesprächen zu gewinnen und im Unternehmen zu halten.

Wie gelingt die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege?

600.000 Arbeitnehmer*innen in NRW pflegen einen Angehörigen. Deutschlandweit sind es sogar rund 2,5 Millionen Berufstätige, die neben ihrer Arbeit Angehörige – sei es Eltern, Schwiegereltern, Beziehungspersonen oder Kinder – pflegen. Die Doppelbelastung ist oft so groß, dass Menschen ihre Arbeitszeit reduzieren oder kündigen, wobei Frauen besonders betroffen sind.
Gerade angesichts des Fach- und Arbeitskräftemangels sollten Unternehmen sich stärker darum kümmern, betroffene Mitarbeitende besser zu unterstützen. Eine Lösung ist sicherlich, dass Arbeitgeber sich als pflegesensibler Arbeitgeber positionieren und passgenaue Vereinbarkeitslösungen anbieten, die es ihren Mitarbeitenden ermöglichen, Job und Beruf erfolgreich unter einen Hut zu bringen.

Helfen können auch zum Beispiel Pflege-Guides – Mitarbeitende, die geschult werden, um dem Kollegium bei Fragen rund um die Pflege zu helfen.

Die Resonanz von „Unpaid Care Work“ auf LinkedIn zeigt, dass ein Umdenken bezüglich der Sichtbarkeit und Wertschätzung von Care-Arbeit im Gange ist.
Care-Arbeit ist nicht nur Privatsache, sondern eine grundlegende Säule in unserer Gesellschaft und mittlerweile auf der Chefetage angekommen. Pflegende Beschäftigte sind sehr wertvolle Mitarbeitende, die jede Unterstützung verdienen.

Hier finden Sie weitere Infos zum Thema:
Positive Auswirkungen durch die häusliche Pflege – Vereinbarkeit Beruf & Pflege (berufundpflege-nrw.de)

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    • Bianca Heep

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