
Rückblick: Fachtag „Versorgung sichern – Vereinbarkeit von beruflicher und privater Pflege gestalten“
Rückblick: Fachtag „Versorgung sichern – Vereinbarkeit von beruflicher und privater Pflege gestalten“
Am 4. Dezember 2025 fand im NH Hotel Düsseldorf der diesjährige Fachtag des Landesprogramms Vereinbarkeit Beruf & Pflege NRW in Kooperation mit der Pflegekammer NRW statt. Die Veranstaltung richtete sich gezielt an Führungspersonen und Personalverantwortliche aus dem Gesundheitswesen und rückte ein Thema in den Mittelpunkt, das angesichts des demografischen Wandels immer dringlicher wird: Wie kann Pflegevereinbarkeit im Gesundheitswesen gelingen – und wie trägt sie zur Versorgungssicherheit und Fachkräftesicherung bei?
Pflegevereinbarkeit als Schlüsselfaktor
Bereits in der Begrüßung wurde deutlich, dass die Gesundheitsbranche vor einer doppelten Herausforderung steht: Ein steigender Versorgungsbedarf trifft auf Beschäftigte, die zunehmend selbst Pflegeverantwortung tragen. Der Fachtag setzte genau hier an und zeigte praxisnahe Lösungswege, Strategien und wissenschaftliche Erkenntnisse auf.
Fachliche Impulse und aktuelle Zahlen
Den Auftakt machte Greta Ollertz, Projektleiterin im Servicezentrum Pflegevereinbarkeit NRW, die in ihrem lebendigen Impuls die Notwendigkeit einer nachhaltigen Verankerung von Pflegevereinbarkeit im Gesundheitswesen hervorhob. Als Highlight präsentierte Ollertz die Premiere eines Best-Practice-Videos aus dem Luisenhospital Aachen, in dem Mitarbeitende des Luisenhospitals eindrücklich von ihren individuellen Vereinbarkeitssituationen erzählen und berichten, welche Unterstützung sie durch ihren Arbeitgeber erfahren.
Anschließend stellte Kevin Galuszka von der Pflegekammer NRW aktuelle Zahlen zur Versorgungslage vor und machte damit die wachsende Lücke zwischen Bedarf und verfügbaren Kapazitäten sichtbar. Das nötige Fachpersonal geht zunehmend in Rente und wird teils selbst pflegebedürftig, während neue Pflegefachpersonen nicht in ausreichender Zahl nachrücken.
Im Fördergeber-Gespräch mit Georg Oberkötter, Referent aus dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW, ging es um die Rahmenbedingungen, die erforderlich sind, um Einrichtungen des Gesundheitswesens bei der Umsetzung von Vereinbarkeitsstrategien zu unterstützen und welchen Beitrag dies zur Fachkräftesicherung leisten kann.
Belastungen verstehen, Lösungen gestalten
Dr. Anke Jähnke, Pflegexpertin im Bereich Hämatologie/Onkologie und Leiterin des Projekts DorA (Doppelrolle von Angehörigen mit Gesundheitsberuf), gab Einblicke in den Alltag von Beschäftigten, die sowohl beruflich als auch privat pflegen. In ihrem Beitrag stellte sie die Erwartungen, die an professionell Pflegende gerichtet sind, heraus, sowie die Vielschichtigkeit dieser besonderen und oft unsichtbaren Belastung. Selbst die Betroffenen nehmen sich häufig nicht als pflegende Angehörige wahr! Ihr Fazit: Eine bessere Vereinbarkeit nutzt nicht nur den Mitarbeitenden, sondern schützt auch vor dem drohenden Fachkräftemangel in Gesundheitsbetrieben.
Einen weiteren wichtigen Baustein lieferte Michaela Evans-Borchers, Direktorin des Forschungsschwerpunkts „Arbeit und Wandel“ vom Institut für Arbeit und Technik an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen. Ihre Potenzialanalyse zur Berufsrückkehr und Arbeitszeitaufstockung von Pflegefachpersonen verdeutlicht: Hauptpflege(fach)personen sind Frauen, die aufgrund ihrer privaten Pflegeverantwortung ihre Arbeitszeit reduzieren oder ganz austeigen. Gleichzeitig zeigt Evans-Borchers, dass aufgrund des Mangels an jungen Pflegefachpersonen die Sicherung der Versorgung zunehmend von Fachkräften mit Migrationshintergrund getragen wird. Hier ist dringend ein Strukturwandel nötig, denn eine gute Vereinbarkeit von Arbeitsbedingungen und privater Pflegeverantwortung kann entscheidend dazu beitragen, Fachkräfte im Beruf zu halten oder zurückzugewinnen.
Jonathan Arnold von der berufundfamilie Service GmbH zeigte anschließend auf, wie wichtig ein pflegebewusstes Arbeitsumfeld ist und wie es systematisch entwickelt werden kann. Mit verschiedenen Beispielen aus der gelebten Praxis rundete er seinen Vortrag ab.
Stimmen aus der Praxis
Zum Abschluss diskutierten Beate Kuhn, Pflege-Guide in der VITREA Rehaklinik in Bad Berleburg, Dorothee Koenen M.A., Einrichtungsleiterin und Geschäftsführerin im Haus Cadenbach GmbH in Aachen und Lydia Kassing, Einrichtungs- und Pflegedienstleiterin im Seniorenzentrum Marien-Hospital GmbH in Euskirchen über gelingende Vereinbarkeitslösungen im Arbeitsalltag. Die Gesprächsrunde machte Mut: Viele Einrichtungen haben bereits gute Ansätze entwickelt – von flexiblen Arbeitszeitmodellen über zusätzliche Urlaubstage bis hin zu niedrigschwelligen Gesprächs- und Beratungsangeboten.
Das Fazit aller Beteiligten: Es ist wichtig, Pflegevereinbarkeit auf vielen verschiedenen Ebenen anzusprechen und umzusetzen. Denn das Thema muss in die Köpfe! Nur so sichern wir die Versorgung von heute und morgen.
Sie interessieren sich für das Thema „Vereinbarkeit von Beruf und Pflege“? Für alle Fragen rund um das Landesprogramm steht Ihnen Bianca Heep unter der Telefonnummer 030 / 2218298 30 oder per E-Mail an berufundpflege@kda.de gerne zur Verfügung.






