O-Töne: Pflegende Beschäftigte erzählen (02)

06.11.2024|Aktuelles

Pflegende Mitarbeitende leisten Tag für Tag Großartiges – oft im Stillen und ohne die Anerkennung, die sie verdienen. Trotz der Herausforderung, Beruf und Pflege in Einklang zu bringen, wird dieser Balanceakt in der Öffentlichkeit nur selten gewürdigt. Dabei ist es alles andere als selbstverständlich, beides erfolgreich zu bewältigen.

In unserer Interview-Reihe möchten wir genau diese Menschen sichtbar machen. Wir zeigen, wie vielfältig die Lebensrealitäten von pflegenden Beschäftigten sind und wie sie gemeinsam mit ihrem Arbeitgeber und im Team Lösungen finden, um Beruf und Job unter einen Hut zu bringen.
Im zweiten Gespräch sprach Leon Hellermann, Projektleitung des Servicezentrums Pflegevereinbarkeit im KDA , mit Sandra und Peter Könings.
Das Interview fand im Frühjahr 2024 stattfand. Sandra und Peter Könings arbeiten beide als Diplom-Finanzwirte im gehobenen Dienst der Finanzverwaltung NRW.
Sie sind Eltern von Philipp (23) und Ben (16). Philipp ist ein Mensch mit Down-Syndrom.

 

„Fahren Sie“, hat mein Chef gesagt.

Wie können Beruf und die Pflege eines behinderten Kindes vereinbart werden? Sandra Könings beschreibt es treffend: Flexibilität ist der Schlüssel. Insbesondere im Verwaltungsbereich sind flexible Arbeitsmodelle wie Homeoffice oft möglich – doch in entscheidenden Momenten bleibt es eine Herausforderung. Eine Therapie oder ein wichtiger Termin für das Kind bedeutet manchmal, spontan agieren zu müssen. Zum Glück gibt es Vorgesetzte, die das unterstützen und sagen: „Fahren Sie.“

Dennoch hat diese Flexibilität laut Frau Könings oft ihren Preis. Eltern – und gerade Mütter – wählen oft alternative Karrierewege oder reduzieren ihre Stunden, was langfristig Auswirkungen auf die Rente und das Risiko der Altersarmut haben kann.

Familienleben und Beruf zu vereinen, bleibt weiterhin eine Herausforderung, besonders wenn es um planbare, jedoch notwendige Auszeiten geht – wie etwa bei Operationen von Kindern. Die Möglichkeit, sich in bestimmten Phasen für einige Wochen vollständig aus dem Arbeitsleben zurückziehen zu können, ohne negative Folgen für die Karriere zu riskieren, ist entscheidend für viele berufstätige Eltern.

Warum nicht großzügigere Arbeitszeitmodelle einführen? Jahresarbeitszeitkonten und flexiblere Regelungen könnten hier helfen. Viele Eltern würden sich wünschen, beispielsweise einen Monat Pause einlegen und diesen später nacharbeiten zu können. So könnten geplante Auszeiten, wie medizinische Eingriffe, ohne langfristige Auswirkungen auf die Karriere genommen werden.

Oft bleibt Eltern nur die Krankschreibung, was jedoch oft als „Fehlzeit“ bewertet wird und langfristig Karriereknicke mit sich bringt. Dabei müsste es doch möglich sein, den Wert eines Mitarbeiters nicht an kurzfristigen Abwesenheiten zu messen, sondern an seinem Beitrag insgesamt.

Sandra Könings Appell daher: Mehr Flexibilität und Verständnis im Berufsleben sind nötig – für eine fairere Arbeitswelt, in der Familie und Beruf im Einklang stehen.

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    • Bianca Heep

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