Unsere wissenschaftliche Mitarbeitende Adelheid von Spee ist am 02. August zu Gast im Deutschlandfunk, im Format Campus & Karriere gewesen. Armin von Himmelrath (Sprecher 1) hat sie interviewt. Natürlich hat Frau von Spee über unser Lieblingsthema Vereinbarkeit von Beruf & Pflege gesprochen. Als Arbeitgeber, Behörde oder Organisation steht dieses Thema auch auf Ihrer Agenda? Dann springen Sie direkt ins Interview:
Sprecher 1 (00:00)
Deutschlandfunk. Campus und Karriere. Wie zwei Schwestern, die beide vollzeit berufstätig sind, zusätzlich auch noch die Pflege ihrer Mutter hinbekommen, mithilfe eines Landesprogramms in Nordrhein Westfalen. Das haben wir gerade gehört. Adelheid von Spee arbeitet im Servicezentrum Pflege Vereinbarkeit im Kuratorium Deutsche Altershilfe. Und von ihr wollte ich wissen, war dieses Beispiel aus Mönchengladbach ein typisches Beispiel für pflegende Angehörige?
Adelheid von Spee (00:29)
Ich denke, im Zusammenhang mit der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege ist das eine typische Situation, die wir auch häufig hören. Und es braucht, um eben diese Vereinbarkeit, diesen Spagat hinzubringen, die Unterstützung seitens des Arbeitgebers. Auch eine Offenheit auf Seiten der Arbeitgeber für das Thema der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege als auch natürlich in der Familie, weil es nur im Netzwerk zu leisten ist und die Sorge für ein Familienmitglied ein Familienprojekt sein sollte.
Sprecher 1 (01:04)
Jetzt haben wir hier ja einen Arbeitgeber kennengelernt, der das Thema durchaus aufgreift. Ist das denn weitverbreitet oder würden Sie sagen, das ist eher noch eine Ausnahme, so wie die Stadt Mönchengladbach hier agiert?
Adelheid von Spee (01:17)
Das Landesprogramm, was vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales und von den Pflegekassen vor zweieinhalb Jahren ins Leben gerufen worden ist. Wir haben dort inzwischen über 400 Vereinbarkeitspartner, also Unternehmen, Behörden, Organisationen, die aktiv das Thema der Pflege Vereinbarkeit voranbringen am Arbeitsplatz.
Sprecher 1 (01:41)
Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass Sie sich wünschen würden, dass da noch mehr passiert. Gesellschaftlich in diese Richtung, oder?
Adelheid von Spee (01:48)
Auf jeden Fall, weil es im Laufe seines Lebens pflegende Angehörige zu werden und gleichzeitig auch berufstätig zu sein, ist eher die Normalität, eher das Normale liegt bei über 80 %. Das heißt, es ist eine Entwicklungsaufgabe im Verlauf auch der beruflichen Karriere, auf die sich auch Arbeitgeber zunehmend immer mehr einzustellen haben.
Sprecher 1 (02:14)
Was mache ich denn, wenn ich selber betroffen bin? Wenn ich jetzt pflegende Angehörige habe oder bekomme, in mein Leben sozusagen diese Aufgabe mit hinein tritt? Wo bekomme ich erste Informationen, wenn ich zum Beispiel das Landesprogramm nutzen möchte? Aber auch wenn ich in anderen Bundesländern zum Beispiel bin.
Adelheid von Spee (02:32)
Also es macht viel Sinn, frühzeitig sich bei der Pflegeberatung zu informieren. Pflegeberatung gibt es je nach Bundesland bei Pflegestützpunkten, aber auch natürlich bei den Pflegekassen als auch bei den Kommunen, um möglichst frühzeitig auch eine individuelle. Und das ist auch eine kostenlose Beratung zu bekommen. Und diese Beratung gibt es sowohl für die pflegebedürftige Person als auch für die Angehörigen, um eben auch ein Stück weit durch den Dschungel zu finden, der vielen Möglichkeiten von Leistungen und eine individuelle Beratung zu erfahren.
Sprecher 1 (03:13)
Was sind denn in dieser Erstberatung aus Ihrer Erfahrung heraus und aus dem, was Sie aus den Ländern hören, so die häufigsten Fragen, die häufigsten Probleme mit den Menschen an sie herantreten, dann.
Adelheid von Spee (03:25)
Also gerade bei den berufstätigen, pflegenden Beschäftigten ist die Frage nach der kurzzeitigen Arbeitsverhinderung eine große Frage. Kurzzeitige Arbeitsverhinderung heißt das. Ist der gesetzliche Anspruch aus dem Pflegezeitgesetz, dass, wenn eine akute Krise da ist, wo eine Pflegesituation akut neu zu organisieren ist, sicherzustellen ist, dass es bis zu zehn Tagen pro Jahr Sonderurlaub gibt, auch unabhängig von der Betriebsgröße. Die Herausforderung ist, dass es sich um eine akute, nicht planbare Krise handelt. Und da liegt die Einschränkung. Wir haben ja eben den Wunsch gehört, auch, dass es eine Äquivalenz zu kindkrank gibt. Da liegt schon der Unterschied, weil es reicht eben nicht aus, dass eben ein Arztbesuch begleitet werden muss, sondern es ist eine akute, nicht planbare Krise notwendig, um diese kurzzeitige Arbeitsverhinderung in Anspruch nehmen zu können.
Sprecher 1 (04:30)
Wie wichtig ist aus Ihrer Erfahrung heraus, dass man frühzeitig auch das Gespräch mit dem eigenen Arbeitgeber sucht?
Adelheid von Spee (04:36)
Das macht ganz viel Sinn. Im besten Fall gelingt es, dass im Betrieb das Thema der Pflege Vereinbarkeit enttabuisiert ist. Das es keine Scham und keine Hemmung gibt, über das Thema zu sprechen und im besten Fall halt auch schon Mitarbeitende, die vielleicht absehbar in diese Situation kommen, schon im Vorfeld mit Vorgesetzten, mit oder auch mit dem Team zu sprechen, um gegebenenfalls schon einen Plan B zu entwickeln, für den Fall, dass es zu einer Krisensituation oder Ausfallsituation kommt, dass man schon mal im Vorfeld überlegt habe: „Okay, wie könnte eine Vertretungsregelung aussehen? Wie könnten dann mögliche Schritte aussehen, zum Beispiel Flexibilisierung des Arbeitsortes, der Arbeitszeit und dergleichen mehr?“
Sprecher 1 (05:30)
Adelheid von Spee war das vom Servicezentrum Pflegevereinbarkeit im Kuratorium Deutsche Altershilfe zur Frage, wie man damit umgehen kann, wenn man einerseits berufstätig ist und andererseits zu pflegende Angehörige zu Hause hat. Ich danke Ihnen sehr.
Jetzt Vereinbarkeits-Partner werden!
Schreiben Sie uns.
Wir informieren Sie gerne!