Die IAT-Studie untersucht, wie Unternehmen Mitarbeitende unterstützen, die ihre Erwerbsarbeit mit Pflegeaufgaben vereinbaren. Hierbei wird deutlich, dass die Unternehmen die Herausforderungen der Pflegevereinbarkeit kennen, aber sehr unterschiedlich ihre pflegenden Beschäftigten unterstützen. Auf Grundlage einer Unternehmensbefragung haben die Forscherinnen des Instituts Arbeit und Technik (IAT) Silke Völz und Michaela Evans zusammen mit Uwe Borchers und Jan Hendrik Schnecke vom ZIG – Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL, Bielefeld unter anderem drei verschiedene Unternehmenstypen bei der Pflegevereinbarkeit identifiziert. Die Studie unterscheidet in „Informierte Allrounder“, „Solide Kümmerer“ und „Unspezifische Soforthelfer“. Diese Typologie zeigt Hinweise für gezieltere Informations- und Maßnahmenstrategien zur Stärkung der Vereinbarkeitskompetenz auf individueller, betrieblicher und regionaler Ebene. Die Studie beschreibt die drei Typen (siehe Seite 12 und 13) wie folgt:
Die „Informierten Allrounder“
„Diese Unternehmen messen der Vereinbarkeitsthematik eine hohe Relevanz bei. Es handelt sich oftmals um sensibilisierte und informierte Unternehmen, informelle Pflege- und Sorgetätigkeiten der eigenen Mitarbeitenden haben hier Einfluss auf die Implementierung von Maßnahmen, die über gesetzliche Vorgaben und individuell ausgerichtete Flexibilisierungsmaßnahmen hinausgehen. Diese Unternehmen haben größtenteils die unmittelbare Erfahrung gemacht, dass eine fehlende Pflegevereinbarkeit über die individuellen Folgen hinaus für den Betrieb selbst von struktureller Bedeutung ist. Das betriebliche Maßnahmenportfolio ist vielfältig und es befinden sich Maßnahmen darunter, die pflegespezifisch ausgerichtet und strukturell im Unternehmen verankert sind.“
Die „Soliden Kümmerer“
„Diese Unternehmen zeigen sich hinsichtlich der Bewertung der Vereinbarkeitsrelevanz für ihre Organisation eher als unsicher. Die Unternehmen möchten sich um pflegende Mitarbeitende kümmern, da sie zumindest einzelne negative Erfahrungen gesammelt haben, die auch für den Betrieb insgesamt als relevant erlebt wurden. Allerdings sind die Aktivitäten und Unterstützungsinstrumente dieser Unternehmen über die gesetzlichen Vorgaben hinaus nicht spezifisch auf die Bedürfnisse von pflegenden An- und Zugehörigen ausgerichtet. Hier stehen vor allem Maßnahmen einer flexiblen Arbeitszeit- und Arbeitsortgestaltung sowie Informationsangebote über gesetzlich verankerte Unterstützungsmaßnahmen im Fokus.“
Die „Unspezifischen Soforthelfer“
„Diese Unternehmen bewerten die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege für die eigene Organisation derzeit eher als unwichtig. Sie haben zwar negative Erfahrungen mit mangelnder Vereinbarkeit gemacht, die Folgen werden jedoch eher auf der individuellen Ebene der pflegenden Erwerbstätigen selbst adressiert. Infolgedessen zeichnen sich diese Unternehmen in ihren Maßnahmenportfolios vor allem dadurch aus, dass sie bei individuellen Bedarfsfällen zwar über Flexibilisierungsangebote aktiv werden, jedoch insgesamt nur wenige pflegespezifische Unterstützungsmaßnahmen vorhalten und diese auch strukturell im Betrieb verankern.“
Diese Typologie ermöglicht einen differenzierteren Blick auf die Vereinbarkeitsstrategien im jeweiligen Unternehmen. Sie bestimmt den Standort, von dem aus passgenaue Angebote zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Pflege weiterentwickelt werden können.
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Publikation:
Völz, S., Evans, M., Borchers, U. & Schnecke, J.H. (2023): Wie unterstützen Unternehmen die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege? Eine explorative Typologie. Forschung Aktuell, 2023 (12). Gelsenkirchen: Institut Arbeit und Technik, Westfälische Hochschule Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen. https://doi.org/10.53190/fa/202312
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